Sonntag, 9. Dezember 2007

Der Holzplatz im Glockenbachviertel - eine Rumpelkammer

Am 4.12.2007 berichtete die SZ in ihrem Lokalteil über eine Diskussion des Bezirksausschusses 2 zur Neugestaltung des Holzplatzes im Glockenbachviertel. Es wird wirklich Zeit, dass dieses Thema nun aufgegriffen wird.

Die aktuelle Gestaltung des Holzplatzes ist für mich ein gutes Beispiel, wie ein innerstädtischer Platz, der das Potential zu einem wirklich lebhaften und liebeswerten urbanen Raum hätte, in weiten Bereichen zum billigen Autoabstellplatz ohne System und Ordnung degeneriert. Mir scheint daher eine Neugestaltung längst überfällig und mir ist das nach dem Tenor des SZ-Berichts wohl eher zögerliche Herangehens des Bezirksausschusses (bzw. einzelner Mitglieder) an eine Neugestaltung nicht ganz nachvollziehbar.

Der Platz leidet einmal unter dem massiven Durchgangsverkehr, da er nicht nur zur Verkehrerschließung des umliegenden Quartiers dient, sondern sozusagen auch Teil eines „Schleichwegs“ für den Nord-Süd-Durchgangsverkehr ist. Dabei halten sich in den umliegenden Straßen und auf dem Platz ein Großteil der Autofahrer durchaus nicht an Tempo 30, das in allen Straße dort gilt, sondern rasen trotz extremer Unübersichtlichkeit im Kreuzungsbereich oft mit überhöhter Geschwindigkeit über den Platz. Ebenso kommt es durch die häufige Missachtung der Rechts-Vor-Links-Regelung in Kombination mit erhöhter Geschwindigkeit ständig zu „Beinahezusammenstößen“. Dies bedeutet vor allem für die schwächeren Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer und Fußgänger (und davon natürlich besonders für Kinder bzw. Erwachsene mit Kinder, Behinderte und alten Menschen) dass der Holzplatz an einigen Stellen ein sehr gefährliches Pflaster darstellt. Selbst wenn der Platz insgesamt nicht umgestaltet werden sollte, wären an einigen Stellen dringend markierte Fußgängerüberwege nötig.

Neben dem Durchgangsverkehr stellt der „ruhende Verkehr“ das Hauptproblem am Holzplatz dar. Die Anzahl und die Art und Weise, wie PKWs auf dem Holzplatz und den anliegenden Straßen parken, kann schlicht nur als chaotisch und unzumutbar bezeichnet werden. Das größte Ärgernis in diesem Kontext ist die Stichstraße auf dem Platz. Dort wo diese Straße von der Holzstraße abgeht, ist das Chaos sozusagen am größten. Hier sind alle Gehsteige in der Regel zugeparkt, der Fußgänger, der auf der östlichen Seite der Holzstraße von der Müllerstraße her kommt, kann meist seinen Weg nicht mehr geradeaus fortsetzen, da auf beiden Seiten des Beginns der Stichstraße PKW kreuz und quer parken und kein Durchkommen möglich machen (oft schon nicht für den einzelnen Fußgänger, für einen Kinderwagen oder einen Rollstuhl schon gar nicht). Das KVR hat auf beiden Seiten die Gehsteige abgesenkt und auf einer Seite auch ein Halteverbot erlassen, wodurch die entsprechenden Stellen jedoch nicht vor unerlaubt parkenden PKWs freigehalten werden. Das KVR verweist bezüglich dieses Problems auf die Polizei, die für die Überwachung des Halteverbots zu sorgen hätte, was dieser aber anscheinend nicht gelingt.

In der Stichstraße selbst und auf den anliegenden Gehwegen bzw. in der Grünanlage setzt sich dann dieses Parkchaos fort, d.h. es herrscht die Atmosphäre wie auf einem Gebrauchtwagenmarkt oder vor einer KFZ-Werkstatt, wo halt jeder seinen Wagen gerade so hinstellt, wie es gerade geht.

Auch das Querparken am Holzplatz auf der Seite der Holzstraße führt zu einem ähnlich chaotischen Bild. Das die PKW ja unterschiedlich gebaut sind, ragt der Teil des jeweiligen Autos vor den Vorderrädern jeweils unterschiedlich weit in den Gehsteig hinein, evtl. parken auch lange Geländewagen gleich mit den Vorderrädern auf den Gehweg, so dass für Fußgänger das durchkommen oft sehr erschwert wird.

In der Diskussion des Bezirksausschusses wird die Angst angesprochen, dass eine Umgestaltung zu einer unerwünschten Ausweitung der Freischankflächen der Gastronomie führen würde. Dies kann doch kein Argument für das Bestehenlassen des gegenwärtigen untragbaren Zustands sein. Das klingt so als ob die Alternative nur „PKW-Abstellplatz oder Rummelplatz“ wäre. Der Patz hat doch ein viel größeres Potential zu einer wirklichen urbanen Begegnungsstätte für die Anwohner und Besucher. In diesem Zusammenhang sei darauf verwiesen, dass ja auch viele Kinder in den anliegenden Häusern wohnen. Wäre es nicht ein wichtiges Ziel, auch diesen hier einen öffentlichen Raum vor der eigenen Haustüre zur Verfügung zu stellen, genauso wie auch den alten Menschen. In diesem Kontext kann die Vergrößerung der einen oder anderen Freischankfläche der ansässigen Lokale sehr wohl auch zur Urbanität des Platzes beitragen, es sollte ja nicht der ganze Platz dazu freigegeben werden.

Übrigens was das Argument betrifft, daß die Stichstraße auf dem Platz nicht aufgegeben werden könne, weil sie zu einer Tiefgarage führt, so ist dies völlig abwegig und falsch. Die Zufahrt zur genannten Tiefgarage könnte ohne große Veränderung von der Pestalozzistraße her organisiert werden und dies würde nur sehr wenig Straßenraum benötigen, so dass die Stichstraße, wie sie heute besteht, großenteils verschwinden könnte.

Einen für diesen Zweck so wertvollen Platz wie den Holzplatz weiterhin als billigen Autoabstellplatz dahinvegetieren zu lassen ist eine stadtpolitische Sünde. Ich hoffe, dass der Bezirksausschuss den Mut aufbringt, hier endlich Abhilfe zu schaffen.

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